Ergebnisse Grasski-WM in Goldingen/Atzmännig (SUI) 30.08.-04.09.2011
Bericht über die
FIS Grasski Weltmeisterschaft 2011
FIS Junioren Grasski Weltmeisterschaft 2011
in Atzmännig/Goldingen (SUI)
vom 30.08.-04.09.2011
von Franz Seiz
Das Top-Event der Grasskisaison 2011. die FIS Grasski Weltmeisterschaft 2011 und FIS Junioren Grasski Weltmeisterschaft 2011 fand als Doppelveranstaltung vom 30.08. – 04.09.2011 im schweizerischen Atzmännig/Goldingen statt.
Blick auf das Wettkampfgelände in Atzmännig
Rund 70 der weltbesten Grasskifahrer aus 9 Nationen (Deutschland, Iran, Italien, Japan, Österreich, Schweiz, Slowakei, Taipe und Tschechische Republik) trafen sich hier im Atzmännig im malerischen Goldingertal in der Nähe des Zürichsees, um die Weltmeister und Juniorenweltmeister in den Disziplinen Slalom, Riesenslalom, Super-G und Super-Combi auf der bestens präparierten und höchst anspruchsvollen Rennpiste zu ermitteln und zu küren.
Der Skiclub Goldingen und die Schweiz als Veranstalter präsentierten sich hier nach 3 jähriger Vorbereitungszeit wirklich von ihrer besten Seite. Sowohl die eigentlichen Wettkämpfe als auch das Rahmenprogramm, die Infrastruktur und alles andere rund um dieses Großereignis waren höchst professionell organisiert und inszeniert.
Als bei weitem ältester Teilnehmer im Athleten-Feld durfte ich hier im Atzmännig an meiner vierten Grasski-WM teilnehmen und es sollte wieder einmal ein grandioses Erlebnis werden.
Was die Unterkunft betrifft, „nistete“ ich mich wie schon so oft zusammen mit der Familie meines Freundes Didi Klemens auf dem unmittelbar an der Rennpiste gelegenen Campingplatz ein. Neben Didi, der für mich bei fast allen Grasskirennen wichtiger Ratgeber, Mentor und auch Coach ist, hatte ich bei dieser Weltmeisterschaft die besondere Ehre eine weitere persönliche Betreuerin zu haben: Die ehemalige deutsche Spitzen-Grasskiläuferin Caroline Hertweck, die ihre eigene Grasski-Karriere vor 2 Jahren beendete, hatte mir auf der letzten WM in Rettenbach versprochen, als persönliche Betreuerin mit zur nächsten WM zu kommen, wenn ich dort nochmals antreten sollte. Und dieses Versprechen löste sie nun auch ein. Sie war mir insbesondere bei der Startvorbereitung und Einstellung auf die verschiedenen Rennen eine große und wertvolle Hilfe und schreckte auch nicht davor zurück, mir mal die Skier zu waschen.
Die deutsche Mannschaft war zu dieser WM mit insgesamt 4 Grasskiläuferinnen (Jasmin Huber, Lisa Schischkowski, Linda Göldner und Anna-Lena Büdenbender) und 8 Grasskiläufern (Jonas Stolz, Marcel Knapp, Jonas Klemens, Leonard Thielmann, Moritz Herzig, Florian Sauer, Benjamin Bennett und Franz Seiz) und einigen Betreuern angereist.
Die deutsche Mannschaft (Bildquelle: Marcus Scheffler)
Doch nun zu den eigentlichen Ereignissen dieser Weltmeisterschaft:
Dienstag, 30.08.2011:
Am frühen Nachmittag gab es zunächst nationenweise ein 1-stündiges Training mit freiem Befahren der Rennpiste vom Super-G-Start und vom Riesenslalom-Start. Und was ich bei der ersten Begehung des Hanges am Vortag schon vermutete, bestätigte sich auch ab der ersten Fahrt auf diesem Hang: Die Piste war zum einen bestens präpariert aber auch eine höchst anspruchsvolle Rennstrecke, die vom Start bis zum Abschwingen im Ziel absolute Konzentration, Mut und eine perfekte Position auf dem Ski erfordert, um bei Geschwindigkeiten bis über 80 km/h nicht auf die Nase zu fallen oder in den Fangnetzen bzw. den Luftkissen im Ziel zu landen.
Am Abend wurde dann die WM mit der offiziellen Eröffnungsfeier eröffnet, zu der die Mannschaften der verschiedenen Nationen mit unterschiedlichen älteren landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen unter lautem Geläut von schweizer Kuhglocken und Blasmusikbegleitung chauffiert wurden.
Mittwoch, 31.08.2011:
Der erste Wettkampftag sollte insbesondere für die Junioren, die sowohl an der JWM als auch an der WM teilnehmen wollten, gleich ein ziemlicher Stresstag werden, da zunächst der Riesenslalom der Junioren (mit 2 Durchgängen) und anschließend noch der Super-G der normalen WM auf dem Programm stand.
Im Riesenslalom der JWM belegte Jasmin Huber Platz 6 bei den Damen und Jonas Stolz Platz 14, Moritz Herzig Platz 15 und Jonas Klemens Platz 19.
Anschließend wurde es auch für mich ernst. Es stand mit dem WM Super-G gleich die schnellste Disziplin auf dem Programm. Und der Respekt vor der Piste war wohl mit den noch schnelleren Rennskiern noch zu groß. Gleich im oberen Drittel beging ich einen alten Fehler und legte mich bei einem Schwung zu sehr nach innen, anstelle mit einem sauberen Hüftknick genügend Druck auf dem Aussenski zu halten. Und prompt musste ich zum ersten Mal zur Kenntnis nehmen, dass diese Piste nicht den kleinsten Fehler verzeiht. Es zog mir die Füße weg und ich stürzte. Um dennoch in die Wertung zu kommen setzte ich aber das Rennen fort und kam dann auch gut und sicher unten an, aber am Ende des Klassements auf Platz 35 nach dem ca. 10 weitere Läufer ausschieden oder disqualifiziert wurden.
Vielleicht spielte bei dem Respekt, den ich der Strecke entgegenbrachte auch die Fahrt von Anna-Lena Büdenbender eine Rolle, die ich oben vom Start aus miterlebte. Die beste deutsche Grasskiläuferin hatte nach Zwischenbestzeit und Gold vor Augen im Zielhang einen fürchterlichen Sturz, bei dem sie sich ziemlich schwer verletzte und anschließend einige Tage im Krankenhaus verbrachte. Beim vorangegangen Training zum Super-G war schon ein österreichischer Grasskiläufer ebenfalls ziemlich schwer gestürzt und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden.
Die Platzierungen für die deutschen Grasskiläuferinnen und -läufer: Büdenbender Anna-Lena Platz 6 (sie stürzte durchs Ziel), Jasmin Huber Platz 16, Bennet Bejamin Platz 16, Marcel Knapp Platz 26, Jonas Klemens Platz 27, Moritz Herzig Platz 33 und Franz Seiz Platz 35.
Donnerstag, 01.09.2011:
An diesem Tag war für mich und alle Nicht-Junioren Ruhetag. Für die Junioren stand der Slalom der JWM auf dem Programm.
Die Platzierungen der deutschen Junioren im Einzelnen: Marcel Knapp auf Platz 6 (er durfte damit an der Siegerehrung am Abend teilnehmen). Alle anderen deutschen Athleten schieden leider auf dem schwierigen Kurs aus.
Freitag, 02.09.2011:
In der Nacht zum Freitag hatte es ziemlich heftig geregnet und der WM-Slalom stand für uns auf dem Programm. Schon im Einfahrkurs im Training war klar, dass der Wettkampf eine schwierige und vor allem glitschige Sacher werden würde und für mich, wenn ich im Rennen an der Reihe sein sollte, wahrscheinlich an den Torstangen mehr Schlamm als Gras sein würde. Wie schwierig es werden sollte, das zeigte dann bereits der 1. Durchgang der Damen: Obwohl die Bedingungen hier noch besser waren, schaffte es keine einzige der Weltklasse-Skiläuferinnen ohne Sturz ins Ziel zu kommen. Und auch bei den Herren gab's das große Favoriten-Sterben und viele Stürze. Auch spätere Weltmeister in anderen Disziplinen wie z.B. Mirko Hüppi, Eduardo Frau und Jan Nemec blieben von den äußerst schwierigen Bedingungen nicht verschont und schieden aus, oder kamen nur verspätet ins Ziel. Von daher war es auch nicht weiter tragisch und bestimmt keine Schande, wenn ich auch im Slalom nicht ohne Sturz ins Ziel kam. Vor allem im 1. Lauf fuhr es sich bei jedem Schwung wie auf Schmierseife und ich war eigentlich mehr am Rutschen als am Carven und musste deshalb gleich zweimal zurücksteigen, weil ich einmal ein Tor verpasste und ein zweites Mal stürzte. Es war Kampfgeist gefragt, um in der Wertung zu bleiben und am Schluss auch ein Ergebnis im Slalom zu haben. Im zweiten Durchgang waren die Bedingungen wesentlich besser und hier durfte ich den Slalom der Herren auch eröffnen. Bis in den Mittelteil der Strecke lief es hier dann ziemlich gut, doch auch hier musste ich der hohen Geschwindigkeit und der Schwierigkeit der Strecke Tribut zollen. Ich kam auch hier ganz kurz zum Sturz und fuhr aber den Lauf zu Ende. Aufgrund der sehr hohen Ausfallrate reichte es am Schluss dann immerhin zu Platz 19 (von 33 Läufern am Start) im Slalom.
Die Platzierung der deutschen Läuferinnen und Läufer: Jasmin Huber Platz 4 (und damit bei der Siegerehrung), Marcel Knapp Platz 10, Franz Seiz Platz 19. Alle anderen ausgeschieden oder nicht am Start.
Samstag, 03.09.2011:
An diesem Tag war wieder Stress und straffes Programm von früh morgens bis abends angesagt. Es stand der JWM-Super-G und die WM-Super-Combi (Super-G und Slalom) auf der Tagesordnung.
Im Super-G der Juniorinnen gab es dabei die erste Medaille für Deutschland. Linda Göldner holte die Silbermedaille und wurde Vizeweltmeisterin. Jasmin Huber fuhr auf Platz 5. Bei den Junioren kam Moritz Herzig auf Platz 11, Leonard Thielmann auf Platz 15, Marcel Knapp auf Platz 17, Jonas Klemens auf Platz 19 und Jonas Stolz auf Platz 22.
Anschließend an den JWM-Super-G fand dann zunächst der Super-G der WM-Super-Combi statt und für mich wurde es wieder ernst. Im Gegensatz zum Super-G vom Mittwoch lief es hier für mich prima und ich kam mit einem ziemlich guten Lauf als 30. ins Ziel und durfte damit wieder als Erster den Slalom der Super-Combi bei den Herren eröffnen. Jedoch auch in diesem Slalom kam ich nicht ohne kurzes Absitzen ins Ziel. Aufgrund der ebenfalls wieder hohen Ausfallrate reichte es jedoch in der Endabrechnung für Platz 21.
Die Platzierung der deutschen Läuferinnen und Läufer: Jasmin Huber holte bei den Damen die zweite Medaille und gewann Bronze. Benjamin Bennet schaffte im Weltklasse-Herren-Feld mit einem grandiosen Slalom Platz 9, Franz Seiz Platz 21 und Marcel Knapp Platz 22.
Franz im Super-G der Super-Combi (Bildquelle: Marcus Scheffler)
Sonntag, 04.09.2011:
Am letzen Tag der Weltmeisterschaften stand noch der WM-Riesenslalom auf dem Programm. Hier hatte ich mir eigentlich vorgenommen, noch einmal zwei gute Läufe zu machen und ohne Sturz ins Ziel zu kommen. Aber die schwere Strecke forderte auch hier ihren Tribut. Ich stürzte zwar nicht, bekam aber im ersten Lauf im Mittelteil der Strecke beim Schwungansatz zu einem neuen Richtungswechsel einen Schlag und kam dadurch von der Ideallinie ab und war deshalb viel zu spät dran und musste am nächsten Tor vorbeifahren und schied aus.
Franz beim Start im Riesenslalom (Bildquelle: Caroline Hertweck)
Franz im Riesenslalom (Bildquelle: Marcus Scheffler)
Die Platzierung der deutschen Läuferinnen und Läufer: Jasmin Huber Platz 9, Marcel Knapp Platz 23, Moritz Herzig Platz 25. Alle anderen, wie Franz Seiz, ausgeschieden.
Anschließend fand dann noch bei strömendem Regen die letzte Siegerehrung und das Abschlusszeremoniell statt und die WM-Veranstaltung in der Schweiz war beendet.
Auch die Heimreise wurde für mich noch zu einem kleinen Abenteuer. Nach vielen Staus und noch mehr Regen blieb schließlich auch noch mein Auto mit Motorschaden liegen. Letztendlich brachte mich schließlich nach insgesamt 11 Stunden der ADAC-Pickup-Service samt meinem defekten Auto mitten in der Nacht gut nachhause.
In der Rückschau auf diese Tage in der Schweiz muss ich feststellen, dass das wohl meine schönste und schwerste WM war und ich jede Minute genossen habe. Ich muss eingestehen, dass mir die schwere Rennstrecke wirklich alles abverlangt hat und vor allem die gesetzten Kurse für mich persönlich am Rande dessen waren, was ich überhaupt im Stande bin zu fahren. Aber da brauche ich mich angesichts der Probleme, die auch die absoluten Weltklasse-Fahrerinnen und –Fahrer hatten, keine großen Gedanken machen. Ich bin froh und stolz, dabei gewesen zu sein – bei diesem Mega-Grasski-Event in der Schweiz. Und ich werde diese Tage in großartiger Erinnerung behalten.
Am Schluss möchte ich mich noch ganz herzlich bei allen bedanken, die mich hier unterstützt haben und das auch immer wieder tun:
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Bei Didi Klemens und seiner Frau Manuela und seiner ganzen Familie für die großartige Freundschaft und die Beherbergung und die Verpflegung in der Klemens-family – es war wie ein Rund-um-Sorglos-Paket für mich und ich brauchte mich nur ums Grasskifahren zu kümmern …
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Bei Caroline Hertweck für die hervorragende Betreuung als persönliche Betreuerin. Sie half mir insbesondere bei der Startvorbereitung, die richtige Einstellung für jeden Lauf zu finden – und sie war sich auch nicht zu schade, wenn es mal zeitlich knapp war, mir meine Skier zu waschen. Danke für die Einlösung des Versprechens bei der WM in Rettenbach, meine WM-Betreuung zu übernehmen, wenn ich nochmals an einer WM teilnehmen sollte.
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Bei der Skiabteilung des TV-Floß für alle Unterstützung das ganze Jahr über, dass ich diesen schönen Sport überhaupt ausüben kann.
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Und natürlich auch bei meiner Familie, dass sie mir immer wieder den Freiraum lässt, dieses leidenschafltiche Hobby auszuleben.
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Unserm Herrgott, dass ich immer wieder verletzungsfrei im Ziel ankam ...
Die nächste Weltmeisterschaft ist 2013 in Japan – mal sehen was bis dahin ist. Das wäre doch wieder ein lohnendes Ziel ….
Franz Seiz
Weitere Infos, Bilder und Berichte zur Weltmeisterschaft im Atzmännig/Goldingen gibt's unter folgenden Links:
Bilder von Martin Stepanek/Martin Kotyza sind unter folgendem Link zu finden:
Bilder von Klaus Krückel sind unter folgendem Link zu finden
Pressebericht
Ergebnislisten der WM und JWM in Atzmännig/Goldingen